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[Saite an Seite] Start der neuen ZDF-Literatursendung ‘Das blaue Sofa’

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Seit über 10 Jahren nehmen Schriftsteller auf der Buchmesse in Leipzig und Frankfurt auf dem Blauen Sofa Platz, um in einer halben Stunde ihre neuesten Werke vorzustellen.
Seit letztem Freitag gibt es das Blaue Sofa nun auch im Fernsehen, moderiert von Wolfgang Herles, selbst Schriftsteller und bekannt aus der ZDF-Kultursendung aspekte sowie u.a. durch die Bücher-Sendungen Schrifttypen auf 3sat und auf den Punkt auf Phoenix.

730.000 Zuschauer schalteten um 23:00 Uhr ein, als die neue ZDF-Literatursendung zum ersten Mal über die Mattscheibe flimmerte. So auch Katrin und ich, auch wenn die Vergangenheit uns gelehrt hat, die Erwartungen lieber nicht allzu hoch zu schrauben. (Wir erinnern uns an Die Vorleser…. *gähn*)
Und so kam es dann auch tatsächlich dazu, dass unser Urteil nach gerade einmal 10 Minuten so aussah:

Begeisterung sieht anders aus.

Warum ist es scheinbar unmöglich, Literatur im Fernsehen unterhaltsam und ansprechend zu präsentieren? So schwer kann das doch nicht sein. Ein bisschen Lockerheit und Spaß an Büchern, mehr braucht es doch gar nicht! Oder?

'Eistau' von Ilija Trojanow

Das ZDF sieht das jedoch leider anders und hat beschlossen, aus dem blauen Sofa ein Wandersofa zu machen. Das mag ästhetisch ansprechend sein, einen inhaltlichen Mehrwert konnten wir für uns allerdings nicht verbuchen.
Gleich für das erste Interview wird das Sofa auf 3.200m Höhe geschleppt, damit Wolfgang Herles (der seine Zuschauer mit Sonnenbrille auf der Nase begrüßt – wie unhöflich!) mit seinem Gast Ilija Trojanow dort über dessen neuen Roman Eistau plaudern kann. Der Schauplatz mag passend sein, die Idee, Interviews an ungewöhnlichen Orten zu führen, erinnert – wie auch die Montage der Bilder sowie deren musikalische Untermalung – allerdings geradezu überdeutlich an Denis Schecks Druckfrisch, was bei uns so laute Empörung hervorrief, dass das vorgestellte Buch dabei nahezu unterging.

Auch das zweite Interview, bei dem Josef Bierbichler – Mittelreich – noch nicht mal auf dem blauen Sofa sitzen wollte und stattdessen auf einem Stuhl vor dem Sofa Platz nahm, machte es nicht besser. Wie auch, wenn es den Eindruck macht, dass noch nicht mal der Interviewte Lust auf die Fragen von Wolfgang Herles hat? Talkshows möge er nämlich nicht, sagt Bierbichler.

'Mittelreich' von Josef Bierbichler

»Diese Sendung ist garantiert keine Talkshow«, antwortet Wolfgang Herles. Eine anregende Literatursendung ist sie (zumindest in unseren Augen) allerdings auch nicht.
Selbst die aus heiterem Himmel eingeschobenen Verrisse machen keinen Spaß. Während Denis Scheck »schlechte« Bücher verschmitzt-charmant in die Tonne befördert, fragt man sich bei Wolfang Herle, warum er sich nun gerade diese Bücher herausgepickt hat, um sie derart zu kritisieren. Wäre es nicht sinnvoller, in der kurzen Zeit, die man hat, empfehlenswerte Bücher vorzustellen statt zu versuchen, Denis Schecks spitze Zunge zu übertrumpfen?

Unser Fazit jedenfalls fiel deutlich aus: Blaues Sofa? Blödes Sofa! Wer die Sendung verpasst hat (wobei verpasst nicht so ganz das richtige Wort ist), kann sie sich hier ansehen.
Und wir hoffen derweil, dass iiiiiirgendwann doch noch jemand einen Weg findet zu zeigen, dass Literatur (auch im Fernsehen) Spaß machen kann. Zahlreiche YouTuber schaffen es ja auch.


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